Logo des Deutsche Alleenstraße e.V.  
Platzhalter
   
STARTSEITE  
ÜBER UNS  
AKTUELLES
Archiv
 
 
ROUTEN  
ALLEENSCHUTZ  
LINKS  

Logo des Allgemeinen deutschen Automobil-Clubs ADAC  Logo der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Ideelle Träger

 

 

 
A+A- | SITEMAP | KONTAKT | IMPRESSUMPlatzhalter
 

Archiv

10. bis 17. August 2014 - Günther Kloppert: Meine Tour auf der Deutschen Alleenstraße

Lange wollte ich mal wieder eine Tour machen. Einfach los mit dem Moped. Lange nicht gemacht und es gab immer wieder irgendwelche Gründe, warum es vermeintlich nicht ginge. So keimte der Gedanke in mir. Mensch Günni - Du musst mal wieder auf Tour. Raus aus dem Trott. Einfach fahren und erleben.

Kann ich das meiner 30 Jahre alten Jule zumuten? Warum denn nicht. Hat doch das letzte Jahr wirklich eine gute Pflege bekommen! Also.....wann und wohin? Was sagt meine Frau? Lässt sie mich gehen?
Also mal googeln. Touren Deutschland. Und siehe da... Alleenstraße. Ok! Das ist mein Ding. Das mach ich!

Nach kurzer Diskussion war auch die Genehmigung da und der Termin stand auch schnell fest
Anfang August. Aber jede Tour beginnt mit Planung und Organisation. Was ist mit Jule? 30 Jahre alt. Km unbekannt. Ölverbrauch im Normbereich. Aber alt. So wie es sein sollte... Anlasser defekt. Neuen besorgt und eingebaut. Ein paar Wochen vor Tourbeginn... Flansch vom Kardan hat sich gelöst. Verflixt ... was kommt noch?

Aber sonst hält alles. Jule ist fit. Es kann losgehen! Klamotten packen. Was brauch ich: Zelt, Tisch, Stuhl. Ok. Jule nimmt alles auf. Voller Unruhe verbringe ich mit meiner Frau den Abend vor der Tour.


Erster Tag - 10.08.2014
5:30 Uhr: schlagartig bin ich wach. Weiter schlafen? NEIN. ICH will los. Also leise raus. Die restlichen Sachen einpacken. Duschen. Anziehen. Frau liebevoll mit ‘nem Kaffee wecken... Du Schatz. ICH WILL LOS.

Ja, es geht wirklich los. Eine Umarmung, ein tiefer Blick und ein Kuss. Dann brummt Jule und es geht auf Tour. Die Route ist einprogrammiert. Nochmal tanken und Reifendruck kontrollieren und ab. Richtung Hamburg über wunderschöne, mir aber schon bekannte Allen. Die Elbüberquerung über die Brücke war beeindruckend. Wow. Aber dann. Quer durch Hamburg. Umleitungen. Diskussionen mit dem Navi... Ich war standhaft. Je weiter ich dann aus Hamburg raus kam, umso schöner wurde die Reise.
Und plötzlich spüre ich es, ich bin in den neuen Bundesländern. Alles irgendwie viel ruhiger. Beschaulicher. Jule und ich gleiten durch die wunderschöne Landschaft. Ab und an mal ein verschlafenes Örtchen. So hab ich mir meine Reise gewünscht. Lange Alleen und Landschaften. Wismar naht. Da will ich hin. War kurz nach der Wende mit der Africa Twin dort. Will sehen wie es jetzt aussieht. Und ja. Es hat sich viel verändert. Tourismus ohne Ende. Eine kurze Pause am Hafen und es geht weiter. Eigentlich wollte ich hier in der Nähe zu einem Campingplatz aber irgendwie hat mich das Fieber ergriffen.
Weiter nach Rügen. Die wundervolle Brücke bei Stralsund passiert. Auch hier wunderschöne Landschaften. Alleen. Natur. Entspanntes Fahren. Auf Rügen angekommen war der Campingplatz den ich besuchen wollte leider voll. OK. Gelandet bin ich dann in einem netten kleinen Hotel. Lecker Essen zu ‘nem vernünftigen Preis. Nette Bedienung. Biker willkommen. Zimmer und Preis ok. Bin auf das Frühstück gespannt. Nach ein paar leckeren Bieren einfach schlafen und morgen in neue Abenteuer starten.


Zweiter Tag - 11.08.20
Öl kontrolliert und nachgefüllt. So eine alte 2Ventiler R100 braucht halt was. Frohen Mutes und nach einem guten Frühstück starte ich in den Tag, in der Hoffnung heute den Spreewald zu erreichen.
Aber erstmal über die Stralsundbrücke, um der Altstadt von Stralsund einen kurzen Besuch abzustatten. Auf jeden Fall ein Besuch wert!
Wetter passt! Ab Grimmen geht es dann wieder auf die Alleenstraße. Wunderschöne Strecken und Landschaften erwarten mich. Wälder und Wiesen sowie Felder wechseln sich ab. Immer unter dem grünen Dach der alten gewachsenen Alleen fliege ich dahin. Berauscht von der Schönheit der Natur.
Manchmal ausgebremst von den Straßenverhältnissen. 80 km/h erlaubt. Trau mir aber manchmal nicht mehr als 60 km/h, weil Jule auf den Straßen bockt wie ein junges Fohlen.

Langsam nähere ich mich der wunderschönen Seenplatte um Müritz. Nur kurz lässt sich Wasser sehen. Was mich immer wieder verwundert ist, das es kaum Verkehr gibt. Ab und an ein paar Radwanderer und selten ein paar Motorräder geschweige denn Gespanne. Das einzige Gespann das ich bisher gesehen hatte war in Rostock ein Russengespann.
Nach einiger Zeit laufe ich auf einer Straße, die wegen Bauarbeiten von 80 auf 50 reduziert wurde, auf ein Schweizer Motorradpärchen auf. Dran bleiben. Vielleicht ergibt sich ja bei einer Rast ein nettes Gespräch zumal sie ja anscheinend dieselbe Route befahren.

Meine Gedanken wurden jäh durch ein Männchen mit einer roten Kelle in der Hand unterbrochen, welches mitten auf der Straße stand. Na so ein M… dachte ich, mir keiner Schuld bewusst. Die beiden und ich fuhren ordnungsgemäß ran und harrten der Dinge, die da kommen. Die Polizisten gingen auf den Schweizer zu (er fuhr als erster) und erklärten ihm warum sie 20 Euro von ihm wollten. Hmmm, komisch: sie musste nix zahlen. Die beiden zogen von dannen. Verdattert schaute ich die Polizisten an und fragte „und ich?“ Das ist eine Einzelmessung ...wurde ich belehrt. Da ist nur der erste dran. Puh...man darf ja auch mal Glück haben.

Also weiter auf die Tour. Irgendwann wollte ich wissen wie weit es noch nach Pretschen im Spreewald ist. Meinem Tagesziel. Also neue Route eingeben und das Ziel eintippen. Ok ca. 150 km. Das ist locker noch zu schaffen. Wieder auf die Route umstellen und los.
Und genau dabei muss mir ein fataler Fehler unterlaufen sein …

Ich rausche durch Dörfer wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Teilweise kein Mensch zu sehen. Weit und breit. Aber ich genieße es und freue mich auf das Einlaufbier im Spreewald.
So gegen 18:00 Uhr werde ich langsam stutzig. Keine Ortsnamen die auf den Spreewald hindeuten. Als dann plötzlich Schilder als Wegweiser nach Röbel und Müritz auftauchen, wurde mir mein Fehler bewusst. Ich bin auf einer ganz anderen Route!

Vollkommen genervt suche ich noch nach einem freien Zimmer. Nach einigen Anläufen finde ich endlich ein Hotel. OK 69 Euro für ein Einzelzimmer (war aber ein Doppelzimmer) ist happig. Ich war aber so platt und gefrustet, das ich es genommen habe. Früher mit Landkarte wäre mir das nie passiert. Das Zimmer war sehr edel. Also... Günni: genieß es einfach. Ein paar Rotwein und ab in die Kiste.


Dritter Tag - 12.08.2014
Morgens um 6:30 Uhr war die Nacht zu Ende und ich stand nach einer schönen Dusche in den Startlöcher. Noch bis 8:00 Uhr auf das Frühstück warten? Ach was. Rauf auf Jule und los.
Frohen Mutes und mir bewusst, dass es diesmal nicht so viele Kilometer werden, fuhr ich deutlich entspannter und sinniger los als an den beiden ersten Tagen.

Deutlich besser konnte ich nun die Strecke genießen. Was soll ich schreiben? Wundervolle Landschaften und kleine Orte. Die größeren Ortschaften mit viel Verkehr empfinde ich als hässlichen Kontrast zu dem vorher Erlebten und freue mich jedes Mal wenn das Navi mich weg von diesem Trubel führt.

Heute habe ich den ersten kleinen Regenschauer in einem Wartehäuschen überlebt. Danach ging es bei Sonnenschein vorbei an Eseln, Pferden, platten auf der Straße liegenden Waschbären und anderem Getier in den Spreewald. Diesen erreichte ich wohl gelaunt am Nachmittag. Nach großem Hallo gab es auch das lang ersehnte Einlaufbier. Morgen werd ich mal nach Hupe und Blinker schauen. Vermute eine defekte Sicherung. Danach geht es mit einem Freund und seiner Schopper zum TÜV und dann auf eine schöne geführte Tour durch den Spreewald. Abends wird der Geburtstag einer Freundin gefeiert und am Donnerstag geht es dann weiter.


Vierter Tag - 13.08.2014
Nach einer geruhsamen Nacht im Spreewald haben wir schön auf der Terrasse gefrühstückt. Danach hab ich nach der Ursache für die ausgefallene Hupe und Blinker geforscht. Konnte eigentlich nur die Sicherung sein. So war es denn auch. Also Lampe wieder zu gemacht und zur nächsten Tanke gefahren. Getankt und Sicherungen gekauft. Eingebaut und alles war wieder schick. Nun sind wir noch gut 2 Stunden durch den Spreewald mit seinen verwunschenen Seitenarmen der Spree getourt.
Heute Abend ist Geburtstagsparty und morgen geht es dann weiter gen Südwesten.


Fünfter Tag - 14.08.2014
Nach einem netten Frühstück unter Freunden, die sich lange nicht gesehen hatten, geht es um 9:00 Uhr von Pretschen aus dem Spreewald wieder Richtung Alleenstraße. Ich „gurke“ ein wenig an den verschiedenen Spreearmen durch Wälder in Richtung Allee.
Endlich auf der Alleenstraße werde ich - je weiter ich Richtung Meißen/Dresden komme - enttäuscht. Scheine wohl bisher zu sehr von der Landschaft und der Route verwöhnt zu sein.

Es folgen breite ausgebaute Straßen. Nur wenige anheimelnde kleine Ortschaften, die verträumt in der Landschaft schlummern, so wie in Mäc Pom und Brandenburg. Das einzige Highlight ist die Fähre bei Coswig/Wittenberg über die Elbe. Ganz ohne Strom oder Motor kommt sie aus und der Fährmann ist ein echtes Original. 2,50 kostet die Fähre für mich und Gespann. Hab ihm 5 gegeben. Seine Antwort: „ich will aber nur zwofuffzig“. Meine: „Ich geb Dir aber fünf“. Er schaut auf und lächelt und bedankt sich sehr artig. Der Spaß war es mir wert.

Danach hab ich am Ufer auf der Terrasse, mit Blick auf die Elbe noch schön Kaffee getrunken und mich sehr nett mit einer Familie unterhalten, die auch auf der Fähre waren. Bei Meißen fahre ich ein wenig durchs Elbtal und quere Richtung Dresden die Elbe. An der Ampel werfe ich noch einen Blick über meine Schulter auf das wunderschöne Schloss von Meißen. Am Ortsrand von Dresden find ich eine nette Pension. Morgen schnell aus Dresden raus in der Hoffnung auf eine schöne Tour durch wunderschöne Landschaften. Meine bisherigen Favoriten sind ganz klar Mäc Pom und Brandenburg.


Sechster Tag – 15.08.2014
Quer durch Dresden. Wirklich kein Spaß. Blinker und Hupe ist auch wieder ausgefallen. Die Strecke hinter Dresden ist langweilig. Erst nach Pirna schlägt das Bikerherz höher und langsam tut sich was. Alleen und Kurven. Die Straße schlängelt sich durch Täler und schöne Ortschaften. Sachsen zeigt sich von seiner besten Seite. Langsam steigt die Landschaft an und ich komme in das Erzgebirge. Eine Kurve folgt der nächsten und so soll es den ganzen Tag bleiben. Fast scheint es so als wäre ich im Allgäu. Was auffällig ist: deutlich weniger verfallene und verlassene Häuser als vorher in Mäc Pom und Brandenburg und auch nicht so penetrant viele Starenkästen. Das Erzgebirge ist absolutes Bikerland und auch die Alleen sind wieder so wie sie sein sollten. Nur etwas macht mich langsam nervös. Es gibt keine Tankstellen. Kurz vor Annaberg-Buchholz stoße ich endlich auf eine. Als ich nach dem Zahlen wieder raus kam, nahm das Unheil (Wetter) seinen Lauf. Den ersten heftigen Guss wartete ich ab. Dann bin ich gestartet, bis ich in weitere heftige Regengüsse kam. Der Blick für die schöne Landschaft war weg. Er war nur noch auf die Straße gerichtet. Zweimal musste ich anhalten, weil ich einfach nichts mehr gesehen hatte. Heftig!

Danach ging es weiter durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge. Wunderschön. Toll gepflegte Ortschaften säumten den Weg und luden zum Verweilen ein. Aber ich will voller Neugierde auf das Kommende weiter. Was mich immer wieder wundert ist, dass es bei diesen wundervollen Strecken keine Bikerhotels oder Treffpunkte am Wegesrand gibt. In Schleiz angekommen, fahre ich ein Stück der Rennstrecke. Hier trifft man dann auch auf mehrere Motorradfahrer. So wie es mir scheint, auch auf Gruppen, die geführte Touren durch Thüringen und das Erzgebirge machen.
Langsam wird es Zeit für eine Unterkunft, die ich dann auch in Arnstadt finde. Morgen will ich bis nach Koblenz kommen und möglichst nicht so nass.


Siebter Tag – 16.08.2014
Wach. Erster Blick... aus dem Fenster. Wetter durchwachsen. OK. Frühstück und los. Wieder wechseln Regen und Regenlücken. Nicht gerade schön. Den Übergang von den neuen Bundesländern erkenne ich daran, dass ich mich plötzlich in der Röhn befinde. Auch hier wunderschöne kurvenreiche Strecken gesäumt von Bäumen. Es geht ständig auf und ab und Jule ist gut gefordert. Das alte Mädchen hält sich wacker. Alles macht aber nicht so viel Spaß wegen der ständigen Regengüsse. Ich wechsel vereinzelt auf die Autobahn, um dem Wetter zu entkommen, was mir auch gelingt.
Bei Koblenz beziehe ich am späten Nachmittag ziemlich geschafft meine Unterkunft.


Achter und letzter Tag – 17.08.2014

Blick auf die Wetterap

Wetter für Süddeutschland ab Dienstag schlecht. Hmmm, überlegen und die letzte Woche Revue passieren lassen. Fast 3.000 km in einer Woche. So gut wie alles kleine Landstraßen. Eine Unmenge an Eindrücken!
Ein Teil der Alleenstraße fehlt noch. Aber brauch ich Fahrten bei mistigem Wetter? NEIN!
Entscheidung gefallen. Ich fahre heim.

Jule wird auf die Bahn gelenkt und ich rase mit allen 70 PS bei 110-120 km/h gen Heimat. Den einen oder anderen Regenschauer nehme ich noch mit. Gut im heimischen Carport angekommen, tätschle ich Jule den Tank und sage ihr „Gute gemacht, altes Mädchen“. Mit steifen Knochen steige ich ab und freu mich jetzt nur auf ‘nen Kaffee und ‘ne heiße Dusche. Werde einige Zeit brauchen, um alles Erlebte zu verarbeiten.



Fazit:
Die Deutsche Alleenstraße ist eine absolute lohnende Tour!!!!!!!!! Leider ist sie nicht durchgängig beschildert, was sie verdient hätte!!!!!!!!!!!!!!!!!!! [Daran arbeiten wir ständig und hoffen, bald alles geschafft zu haben. Die Redaktion]

Das Navi hat super funktioniert, wenn man mal von den Bedienfehlern absieht. Wenn man die Tour am PC plant, sollte man darauf achten, dass man nicht die Ortsmitte als Wegepunkt setzt. Man lernt zwar so die eine oder andere unbefestigte Straße kennen, aber es ist doch nervig wenn das Navi einen in einen Ort lotst, um einen dann wieder hinaus zu führen.
Wenn alles klappt mach ich die Tour nächstes Jahr wieder!!!

Vielleicht gibt es bis dahin die Tour auch digital als Download auf www.alleenstrasse.com

(Und hier noch mein Horoskop vom 12. August 2014: „Es hält sie kaum zu Hause, und sie lesen Landkarten wie andere Gedichte. Dabei sind Sie nicht einmal ruhelos, sondern lediglich neugierig. Worauf warten sie; fahren sie los.“ Zufälle soll es ja geben ...)

zurück